[bottom] [close]

 

Diffusion (fem, -, -en), von lat. diffusio „das Auseinanderfließen“

 

D. allgemein bezeichnet das Durchsickern oder die Verbreitung eines Objekts in einem Medium (z. B. in den Naturwissenschaften). In den Sozial- und Sprachwissenschaften werden unter D. Beschreibungen von Verbreitungsgrad, -wegen, -mustern und –hindernissen zusammengefasst. In der Theorie des Bedeutungswandels steht D. als dritter Punkt nach Innovation und Selektion von neuen Bedeutungen (Fritz, 1986, 1624-1628). D. ist ein interdisziplinärer Begriff.

 

D. bezeichnet daher je nach Forschungsrichtung die Verbreitung

-          von Kulturgütern (wie Erfindungen) [Verhaltensforschung]

-          von Informationen, Praktiken und Einstellungen [Kommunikationswissenschaft]

-          von Entlehnungen aus dem Sprachgut [Ethnolinguistik]

-          oder von semantischen Neuerungen [historische Semantik]

 

Theoretische Basis für D. ist der Kontakt zwischen A, der die Neuerung benutzt und B, der sie nicht benutzt. A benutzt ein Wort in neuer Bedeutung in der Annahme, dass B das Wort so versteht und in der weiteren Annahme, dass B die Neuerung so weiter benutzt. Da beide Annahmen nicht zwingend richtig sein müssen ergeben sich gewollte und nicht-gewollte Bedeutungsveränderungen, die im Gesamtprozess der D. korrigiert oder getilgt werden. In der Linguistik entsteht der Begriff Ende der 60er Jahre und löste Modelle ab, die Verbreitungsprozesse als strahlen- oder wellenförmig beschreiben.

 

Literatur:

-          Rogers, E. M.: Diffusion of innovations, 4. Aufl., New York / London 1995

-          Hakkarainen, Heikki J.: Sprachliche Veränderung als Diffusion von Innovationen, In: Neuphilologische Mitteilungen 84 (1), S. 25 – 35

-          Fritz, Gerd: Change of meaning and Change of Vocabulary, In: HSK 3.2 Soziolingistik, Berlin / New York, 1986, S. 1614-1631

 

Autor:

Meinrad Müller

 

[top] [close]